Burgund Wein steht für Tradition, Qualität und eine unübertroffene Eleganz. Diese Region, die zu den renommiertesten Weinbaugebieten der Welt gehört, ist für ihre außergewöhnlichen Rot- und Weißweine bekannt. Die Weine aus dem Burgund zeichnen sich nicht nur durch ihren feinen Geschmack, sondern auch durch die außergewöhnliche Vielfalt an Terroirs und Rebsorten aus, die jedem Wein einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Tauchen Sie ein in die Welt der Burgunder Weine und erfahren Sie mehr über das Erbe, die Besonderheiten und die genussvollen Geheimnisse dieser Region.
Die Weinregion Burgund: Ein Juwel Frankreichs
Die Weinregion Burgund, auch Bourgogne genannt, liegt im Herzen Frankreichs und erstreckt sich von Chablis im Norden bis hin zu den südlichen Weinbergen des Mâconnais. Mit einer langen Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht, ist Burgund nicht nur ein Symbol für französische Weinkultur, sondern auch ein lebendiges Zeugnis jahrhundertelanger Handwerkskunst und Tradition. Das besondere an Burgund ist die kleinteilige Struktur seiner Weingärten, die sogenannten „Climats“. Diese kleinen, klar abgegrenzten Parzellen sind das Herzstück der Region und bilden die Grundlage für die einzigartige Vielfalt der Burgunder Weine. Jeder Climat, und sei er noch so klein, bringt Weine mit unterschiedlichen Charakteristika hervor. Die außergewöhnliche Detailverliebtheit im Anbau, die präzise Pflege der Weinberge und die kompromisslose Hingabe der Winzer machen das Burgund zu einem wahrhaftigen Paradies für Weinliebhaber. Die Kombination aus einem gemäßigten Kontinentalklima, vielfältigen Böden und der Spezialisierung auf zwei Rebsorten – Pinot Noir und Chardonnay – machen die Weine des Burgunds so besonders. Im Zusammenspiel dieser Elemente entsteht eine unverwechselbare Aromatik, die Burgund Weine von allen anderen Regionen der Welt unterscheidet. Darüber hinaus legen die Winzer hier höchsten Wert auf Handarbeit und traditionelle Methoden: Von der Lese bis hin zur Reifung im Keller wird jeder Schritt des Produktionsprozesses mit größter Sorgfalt ausgeführt.
Pinot Noir und Chardonnay: Die Stars des Burgund
Pinot Noir und Chardonnay sind die beiden dominierenden Rebsorten im Burgund und stehen symbolisch für die Eleganz und Klasse dieser Region. Pinot Noir, die edle rote Rebsorte, ist anspruchsvoll und benötigt besondere klimatische Bedingungen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Der kalkhaltige Boden und das kühle Klima der Côte de Nuits bieten die idealen Voraussetzungen, um Rotweine mit intensiven Aromen von Kirsche, Erdbeere und Unterholz hervorzubringen. Pinot Noir aus dem Burgund ist filigran, feingliedrig und dennoch kraftvoll. Die Weine entfalten mit zunehmendem Alter eine bemerkenswerte Komplexität, wobei Noten von Leder, Trüffel und Waldboden hinzukommen. Chardonnay, die weiße Rebsorte, verleiht den Weißweinen des Burgunds ihre unvergleichliche Eleganz und Finesse. Die Chardonnays aus der Côte de Beaune, insbesondere aus den berühmten Lagen von Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet, sind weltweit für ihre Balance zwischen Frische, Mineralität und Fülle bekannt. Der Ausbau im Holzfass verleiht diesen Weinen zusätzliche Tiefe und Struktur, während der Kalksteinboden für eine unverwechselbare mineralische Note sorgt. Burgund Weine auf Basis von Chardonnay bieten eine Geschmackswelt, die von straffen, säurebetonten Weinen bis hin zu üppigen, buttrigen Aromen reicht. Diese Weine spiegeln das Terroir besonders präzise wider und bieten ein spannendes Aromenspektrum, das selbst Kenner immer wieder überrascht.
Die wichtigsten Anbaugebiete im Überblick
Die Weinregion Burgund besteht aus fünf Hauptanbaugebieten, die sich von Norden nach Süden erstrecken und jeweils ihre eigenen, unverwechselbaren Weinstile hervorbringen. Jedes dieser Anbaugebiete hat seine Eigenheiten, die sich im Charakter der Weine widerspiegeln:
- Chablis: Im nördlichsten Teil des Burgunds gelegen, ist Chablis berühmt für seine reinen und mineralischen Weißweine aus 100% Chardonnay. Das kühle Klima und die kargen Böden aus Kimmeridge-Kalkstein verleihen diesen Weinen ihre prägnante Säure und eine ausgeprägte Mineralität. Chablis-Weine sind die perfekte Wahl zu Austern und anderen Meeresfrüchten, da sie durch ihre Frische und Präzision bestechen.
- Côte de Nuits: Die Côte de Nuits, oft als das Herzstück des Burgunder Rotweins bezeichnet, beherbergt einige der berühmtesten Pinot Noir-Lagen der Welt. Hier finden sich Spitzenlagen wie Vosne-Romanée, Gevrey-Chambertin und Chambolle-Musigny, deren Weine durch ihre Kraft, ihre tiefen Aromen von dunklen Früchten und Gewürzen sowie ihre beeindruckende Langlebigkeit glänzen. Viele der besten Grand Crus stammen aus diesem Gebiet, das für seine komplexen und intensiven Rotweine berühmt ist.
- Côte de Beaune: Im Gegensatz zur Côte de Nuits, die fast ausschließlich für ihre Rotweine bekannt ist, bietet die Côte de Beaune eine harmonische Balance zwischen Weiß- und Rotweinen. Berühmte Orte wie Pommard und Volnay stehen für kraftvolle, samtige Rotweine, während die Weißweine aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet zu den besten Chardonnays der Welt zählen. Diese Weine sind geprägt von einer feinen Säure und einer buttrigen, cremigen Textur, die von einer subtilen Holznote ergänzt wird.
- Côte Chalonnaise: Die weniger bekannte Côte Chalonnaise im Süden des Burgunds bringt qualitativ hochwertige Weine zu erschwinglicheren Preisen hervor. Orte wie Mercurey und Givry produzieren hervorragende Pinot Noir und Chardonnay-Weine, die sich durch Frische und Eleganz auszeichnen. Die Weine der Côte Chalonnaise sind oft etwas leichter und zugänglicher als ihre teureren Pendants aus der Côte de Nuits oder Côte de Beaune.
- Mâconnais: Das Mâconnais ist die südlichste Weinregion Burgunds und bekannt für fruchtige, unkomplizierte Weißweine. Hier dominieren Chardonnay-Weine, die sich durch Noten von Zitrusfrüchten, Apfel und Birne auszeichnen. Orte wie Pouilly-Fuissé stehen für kraftvolle, konzentrierte Weißweine, die sich ideal als Begleiter zu Fischgerichten und cremigen Saucen eignen.
Terroir: Der Einfluss des Bodens auf den Geschmack
Das Terroir spielt im Burgund eine Schlüsselrolle und beschreibt die einzigartige Kombination aus Bodenbeschaffenheit, Klima, Höhenlage und Mikroklima. Im Burgund ist das Terroir besonders vielfältig, da es von zahlreichen geologischen Veränderungen geprägt ist. Die Böden reichen von kalkreichen Mergelschichten bis hin zu sandigem Lehm und kargem Kalkstein. Dies schafft ein unvergleichlich komplexes Bodenmosaik, das jeder Parzelle ihren unverwechselbaren Charakter verleiht. So entstehen Weine, die – je nach Boden – entweder durch mineralische Frische, sanfte Fruchtigkeit oder erdige Tiefe glänzen. Der sorgfältige Umgang der Winzer mit diesen natürlichen Gegebenheiten macht den Burgunder Wein zu einem der ausdrucksstärksten Weine der Welt.
Die Bedeutung der Climats: Kleine Parzellen mit großer Wirkung
Die Climats des Burgunds sind klein parzellierte Weinberge, die seit Jahrhunderten individuell bewirtschaftet werden. Diese Einzellagen, die in einer detaillierten Kartierung festgehalten sind, bieten eine atemberaubende Vielfalt an Aromen, die von einer Parzelle zur nächsten variieren können. Das Besondere ist, dass jede Parzelle einen eigenen Namen und ein individuelles mikroklimatisches Profil besitzt, das selbst innerhalb eines Weinbergs unterschiedliche Weine hervorbringen kann. Diese fein abgestimmten Unterschiede machen den Reiz und die Komplexität der Burgunder Weine aus. Der Begriff „Climat“ beschreibt dabei nicht nur den physischen Weinberg, sondern auch die Geschichte und die Tradition, die jede Parzelle umgeben.
Lagerfähigkeit und Genuss: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Burgund Weine, insbesondere die edlen Premier Crus und Grand Crus, sind wahre Meisterwerke in Sachen Lagerfähigkeit. Die Struktur dieser Weine ermöglicht es ihnen, über Jahrzehnte hinweg zu reifen und ihr volles Potenzial zu entfalten. Ein junger Burgunder überzeugt durch lebhafte Frucht und kräftige Tannine. Wer jedoch geduldig ist, wird nach einigen Jahren mit einem Wein belohnt, dessen Aromen immer komplexer und tiefgründiger werden. Ein gereifter Pinot Noir entwickelt sich hin zu Noten von Waldboden, Leder und Gewürzen, während ein gut ausgebauter Chardonnay intensive Aromen von Honig, Nüssen und getrockneten Früchten entfaltet. Probieren Sie den Burgund Wein von Weintraum.de.
Interview: Der Burgund und seine Weine – Ein Gespräch mit „Henri de la Traube“
„Livestyle-Guru“ Redakteur Paul Keller hat sich mit einem der profiliertesten Experten der französischen Weinwelt zusammengesetzt: Henri de la Traube. Der Name ist Programm: Henri ist seit über 30 Jahren unabhängiger Weinkritiker und kennt die Region Burgund wie seine Westentasche. Als ehemaliger Sommelier und heutiger Berater für Weingüter im In- und Ausland teilt er mit uns seine Einblicke in die faszinierende Welt der Burgunder Weine.
Paul Keller: „Henri, Burgund ist weltweit für seine Weine berühmt. Doch für viele Weinliebhaber ist die Region nicht immer leicht zu durchschauen. Was macht Burgund so besonders?“
Henri de la Traube: „Oh, Burgund ist wirklich eine Schatztruhe für Weinkenner. Was viele nicht wissen: In keiner anderen Region ist der Einfluss des Terroirs so spürbar wie hier. Der Begriff ‚Terroir‘ wird oft überstrapaziert, aber im Burgund trifft er ins Schwarze. Jede Parzelle, jeder Weinberg erzählt eine andere Geschichte. Man könnte sagen, es ist die ‚Haute Couture‘ des Weins. Es sind die winzigen Unterschiede im Boden, in der Ausrichtung zur Sonne und im Mikroklima, die einen enormen Einfluss auf die Qualität und den Geschmack des Weins haben. Und das selbst dann, wenn sie nur wenige Meter voneinander entfernt sind. Burgund steht für Vielfalt im Detail.“
Paul Keller: „Man sagt oft, dass Burgund die Wiege der ‚Climats‘ ist. Was bedeutet das konkret für die Qualität der Weine?“
Henri de la Traube: „Das ist eine sehr gute Frage, Paul! Die Climats im Burgund sind streng definierte Weinberge, die seit Jahrhunderten exakt kartiert sind. Aber sie sind viel mehr als nur geographische Orte. Ein Climat ist quasi eine eigene Identität. Was das bedeutet? Es gibt hier mehr als 1.200 Climats, und jeder von ihnen hat seine eigene Charakteristik. Daher ist die Qualität auch nicht homogen. Man findet einfache Burgunderweine, die unkompliziert und frisch sind, genauso wie wahre Meisterwerke, die einen Preis jenseits von Gut und Böse haben. Das macht Burgund zu einem Paradies – und manchmal zu einem Minenfeld – für Weinliebhaber.“
Paul Keller: „Gibt es Trends, die sich in der Burgunder Weinlandschaft abzeichnen?“
Henri de la Traube: „Absolut. Früher waren Burgunder Weine bekannt für ihre klassische Eleganz und Langlebigkeit. Heute aber gibt es einen regelrechten Boom in Sachen Naturwein und biodynamischem Weinbau. Viele junge Winzer setzen auf nachhaltige Methoden und minimalen Eingriff im Keller. Das bedeutet: Keine Pestizide, keine Zusatzstoffe und ein Ausbau ohne Filtration. Diese Weine sind oft etwas ‚wilder‘ im Geschmack, haben mehr Ecken und Kanten und bieten eine spannende Alternative zu den eher traditionellen Stilen. Aber sie polarisieren. Entweder man liebt sie – oder man hasst sie.“
Paul Keller: „Worauf sollte ein Neuling achten, wenn er mit Burgund Weinen beginnen möchte?“
Henri de la Traube: „Mein Rat: Finger weg von den ganz großen Namen – zumindest am Anfang! Romantische Lagen wie Romanée-Conti oder Montrachet mögen zwar klingen wie die heilige Dreifaltigkeit, aber die Preise können abschreckend sein, und nicht jeder Wein ist im jungen Stadium zugänglich. Besser ist es, sich auf weniger bekannte Gebiete wie die Côte Chalonnaise oder das Mâconnais zu konzentrieren. Diese Regionen bringen exzellente Weine zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis hervor. Ein Givry oder ein Montagny ist oft ein verstecktes Juwel.“
Paul Keller: „Wie sieht es mit der Lagerung aus? Viele Burgunder gelten ja als sehr langlebig.“
Henri de la Traube: „Ja, die Lagerung ist im Burgund ein wichtiges Thema. Grundsätzlich gilt: Je höher die Qualität und je älter die Reben, desto mehr Potenzial hat der Wein, sich über Jahre zu entwickeln. Aber man sollte auch wissen, dass nicht jeder Burgund Wein alt werden sollte. Ein einfacher Village-Wein, also die Basisqualität, ist oft für den schnellen Genuss gedacht. Er verliert nach drei bis fünf Jahren an Frische. Dagegen können Grand Crus gut und gerne zwei bis drei Jahrzehnte reifen – wenn nicht länger.“
Paul Keller: „Gibt es eine Anekdote aus Ihrer Karriere, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?“
Henri de la Traube: „Oh, da gibt es viele! Aber eine der skurrilsten war mein Besuch im Weinkeller eines alten Burgunder Winzers, der seine Fässer selbst handwerklich herstellt. Er sagte mir: ‚Henri, ein gutes Fass muss nicht nur dem Wein gefallen, sondern auch dem Winzer.‘ Dann schlug er auf das Holzfass und meinte lachend: ‚Und wenn es dann auch noch musikalisch klingt, haben wir einen Glückstreffer.‘ Im Burgund pflegen viele Winzer eine fast philosophische Beziehung zu ihren Fässern. Manchmal scheint es, als ob sie eher eine Symphonie dirigieren, als nur einen Wein zu machen.“
Paul Keller: „Wie sehen Sie die Zukunft der Burgunder Weine?“
Henri de la Traube: „Burgund wird immer Burgund bleiben, das steht fest. Aber der Klimawandel wird die Region vor große Herausforderungen stellen. Lagen, die früher als zu kalt galten, rücken jetzt ins Rampenlicht. Andererseits droht in manchen Parzellen die Gefahr, dass die Trauben zu schnell reifen und die Balance verloren geht. Doch wenn ich eines in all den Jahren gelernt habe, dann dass die Winzer des Burgunds äußerst anpassungsfähig sind. Die Zukunft wird anspruchsvoll, aber ich bin zuversichtlich, dass Burgund neue, spannende Weinstile hervorbringen wird, die wir uns heute noch nicht vorstellen können.“
Paul Keller: „Vielen Dank, Henri, für die spannenden Einblicke. Zum Schluss: Welcher Burgund Wein ist gerade Ihr Favorit?“
Henri de la Traube: „Das ändert sich bei mir mit jeder Flasche! Aber im Moment genieße ich einen Saint-Aubin Premier Cru aus 2016. Er ist elegant, hat einen Hauch von weißen Blüten und eine schöne mineralische Länge. Ein perfekter Wein, um einen entspannten Abend ausklingen zu lassen.“
Dieses Interview zeigt, dass die Welt der Burgunder Weine immer noch voller Geheimnisse steckt. Ob für Einsteiger oder erfahrene Kenner – Henri de la Traube macht deutlich, dass es im Burgund immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Bildnachweis:
ah_fotobox, Jenny Sturm, Pexels / Adobe Stock